Anlageverhalten in Zeiten der Krise

Liebe Investoren,

mit deutlichen Kursverlusten und einer extrem ängstlichen Stimmung an den internationalen Börsen hat das Corona-Virus die Märkte weiterhin fest im Griff. Die kurzfristigen Folgen für die Weltwirtschaft sind derzeit noch kaum abschätzbar. Kein Mensch weiß, wie lange sich die Krise noch hinzieht. Die Panik ist an den Märkten angekommen und die Hysterie ist groß. Man hat den Eindruck, dass der klare Menschenverstand in solchen Situationen leider nicht gefragt ist.

Klar ist, die Unterbrechung der Lieferketten, die Drosselung vieler Produktionseinheiten, die Angst vor einer sich weiter abschwächenden Konjunktur wird zu einer Wachstumsschwächung führen. Niemand kann genau sagen, welche Folgen die Krise noch mit sich bringen wird. Trotzdem ist aus Anlegersicht die Frage erlaubt: Warum nicht heute schon an übermorgen denken?

Wir haben in den letzten Tagen mit vielen Fondsmanagern gesprochen, in die unsere Kunden und wir selbst investiert haben. Es versteht sich von selbst, dass auch niemand dieser Anlageexperten die Kristallkugel hat und den kurzfristigen Börsenverlauf prognostizieren kann. Einig sind sich die Fondsmanager allerdings darin, dass heute bereits wieder viele Qualitätsunternehmen zu günstigen Preisen erworben werden können und dass es auch ein Leben nach dem Virus geben wird.

Anlageverhalten in Zeiten der Krise

Wir sind davon überzeugt, dass unsere Aufgabe als Geldanlagehaus nicht darin besteht, Ihnen unsere Tagesüberzeugung über den kurzfristigen Verlauf an den Börsen näherzubringen. Markttiming ist nicht unser Metier, wir sind im Gegenteil davon überzeugt, dass nicht „Timing“, sondern „Time“ sprich das langfristige Investieren in hervorragend gemanagte Investmentfonds einen Mehrwert für unsere Kunden bringen wird.

Corona Anlageverhalten 2020 Diagramm 1

Die Grafik zeigt die langfristige Überlegenheit der Beteiligung an guten Unternehmen gegenüber einer Zinsanlage seit 93 Jahren (1.1.1926 – 31.12.2018). Der breite Aktienmarkt hat in diesem Zeitraum in den USA im Schnitt um die 10 % pro Jahr erwirtschaftet (kleine Unternehmen ca. 2 % pro Jahr mehr). Und dass trotz vieler Krisen und Kriegen in diesen fast 100 Jahren. Kurz- und langlaufende Anleihen erzielten dagegen zwischen 3,4 % und 5,5 % pro Jahr. Bei uns in Deutschland waren die Erträge ähnlich, allerdings endeten die Geldvermögen (Zinsanlagen wie z.B. Anleihen, Festgelder, …) in den letzten 100 Jahren durch Währungsreformen 2 x nahezu im Totalverlust.

Wir konnten deshalb noch nie nachvollziehen, wieso angesichts dieser dramatischen Unterschiede im Zeitverlauf gerade die Deutschen Anleger größtenteils in Zinsanlagen investieren. Nach Inflation machen Zinsanleger heute in Deutschland knapp 2% Verlust pro Jahr.

Von Schwankungen an den Börsen profitieren

Was raten wir nun Anlegern in herausfordernden Zeiten? Gibt es vielleicht sogar Strategien, wie man sich Kursrückgänge zunutze machen kann?

Grundsätzlich gibt es 3 Möglichkeiten:

  1. Der emotionale Investor: Der Anleger ist panisch, er hatte nur steigende Börsen erwartet und löst enttäuscht seine Fondsanlagen auf. Der Verkaufserlös liegt nun unverzinst auf seinem Tagesgeldkonto.
  2. Der besonnene Investor: Er weiß, dass er seine Anlage als längerfristiges Investment getätigt hat und er wartet ab, bis sich die Kurse wieder erholen.
  3. Der rationale Investor: Er macht sich die Börsenschwankungen zunutze und investiert nach.

Wir empfehlen seit langem folgende Alternativen:

  • Sparpläne einrichten. Somit können in Zeiten fallender Kurse die Einstandskurse verbilligt werden und nach einer Kurserholung sind Anleger deutlich früher wieder beim Einstand.
  • Nach Kursrückgängen mit Einmalzahlungen in aussichtsreiche Fondsideen nachinvestieren, gerne auch auf 3 – 6 Raten gestreut.

Wir möchten Ihnen diese Vorgehensweise anhand mehrerer Praxisbeispiele näherbringen:

Anlageverhalten Corona 2020 Diagramm 2

Wir zeigen Ihnen oben die Entwicklung des Quantex Global Value, eine unser Basisempfehlungen. Dieser Fonds erwirtschaftete seit seiner Auflage vom 25.07.2008 bis zum 11. März 2020 eine Rendite von 206 % bzw. 10,08 % pro Jahr nach allen Kosten. Dieser Zeitraum ist für den Fonds extrem unglücklich gewählt, denn ein Investor, der am Jahresende 2008 investiert hätte, kommt bis heute auf über 14 % pro Jahr.

Wir möchten nun diesen hervorragenden Fonds in der Zeit der Finanzkrise von Sommer 2008 bis März 2010 näher betrachten:

Anlageverhalten Corona 2020 Diagramm 3

Wenn ein Anleger, das Pech gehabt hätte, bei der Auflage dieses Fonds gleich zu Beginn der Finanzkrise zu investieren, dann hätte zum Tiefststand im Frühjahr 2009 der zwischenzeitliche Kursrückgang 45 % betragen. Ein panischer Verkauf im März 2009 hätte diesen Buchverlust zu einem tatsächlichen Verlust gemacht. Bis Ende März 2010 dauerte es, bis der Anleger mit einem kleinen Gewinn von 2.42 % pro Jahr aussteigen konnte. Eine Anlage in Höhe von 50.000 € wäre nach dieser sehr extremen Finanzkrise immerhin auf etwas über 52.000 € angestiegen.

Rationale und professionelle Investoren hätten nun folgende Möglichkeiten nutzen können:

  1. Einmalanlage: Ein Anleger, der diese Krise als Chance begriffen hat, investierte nach einem Kursrückgang am 30.11.2008 weitere 10.000 € (20 % der Anlagesumme) und verbilligte so den Einstand. Leider nicht zum Tiefststand, aber diesen zu bestimmen ist nur im Nachhinein möglich und letztlich Glückssache. Die Gesamtinvestition in Höhe von 60.000 € erhöhte sich somit auf über 67.000 € bis Ende März 2010. Kein schlechtes Geschäft inmitten der schlimmsten Finanzkrise seit 1929. Der aktuelle Wert per 11.03.2020 beträgt 196.964 €.
  2. Sparplan: Dem Anleger fehlt die Liquidität für eine Einmalanlage. Er investiert dagegen ab November 2008 den Betrag von 500 € mtl., um so den Einstand zu verbilligen. Die Investition in Höhe von insgesamt 7.500 € stieg bis Ende März 2010 auf 10.048 €, die Gesamtinvestition in Höhe von 57.500 € auf 62.078 €. Diese wuchsen bis zum 11.03.2020 auf 182.495 €. Für Rechner: Hätte dieser Investor den Sparplan bis zum 01.03.2020 weiter bestehen lassen, wäre der aktuelle Gegenwert nun bei 285.316 €. Er investierte davon 117.500 €.

Zwei Beispiele aus unseren eigenen Depots

Wir investieren per Sparplan monatlich in viele verschiedene Investmentfonds. Es bleibt nicht aus, dass die eine oder andere Fondsidee vorübergehend enttäuscht. So auch das Beispiel des nachfolgenden Fonds, dass wir Ihnen nicht vorenthalten möchten:

Diagramm 4

Mit viel Vorschusslorbeeren startete der Managed Futures Fonds „Schroders GAIA Blue Trend“, der der Fonds in den USA über viele Jahre hervorragende Renditen erwirtschaftete. Der Verlauf ist bislang sehr ernüchternd. Eine Einmalanlage hätte in diesem Zeitraum bis heute zu einem Verlust von 21 % geführt.

Dieser Fonds wird allerdings seit März 2016 monatlich bespart und somit sieht das Bild etwas anders aus:

Diagramm 5

Dieser bislang enttäuschende Fonds erwirtschaftete bis heute eine Rendite von 2,15 % pro Jahr – wahrlich kein Ruhmesblatt – aber angesichts der Nullzinswelt auch keine Katastrophe. Durch die regelmäßige Investition, auch zu niedrigen Kursen, betrug der zwischenzeitliche Verlust max. 15 %. Dies ließ uns ruhig schlafen und wir waren immer davon überzeugt, dass schon ein relativ kleiner Kursanstieg ausreichen würde, um den Einstand wieder zu erreichen.

Ein Paradebeispiel für die Funktionsweise des regelmäßigen Nachkaufens in der Krise zeigt der nächste Fonds. Der Bakersteel Precious Metals investiert in Minenaktiengesellschaften und ist in diesem Segment einer der führende Fonds. Nachdem 2008 bis 2011 die Edelmetallpreise im Nachgang der Finanzkrise deutlich gestiegen waren, kam es in den Folgejahren zu extremen Kurseinbrüchen. Der Fonds verlor in der Spitze knapp 75 % an Wert und ist erst aktuell wieder auf dem Niveau vom Höchststand 2011.

Diagramm 6

Wir zeigen Ihnen nun diesen Fonds über denselben Zeitraum als Sparplan:

Diagramm 7

Bis heute hätte der Fonds eine Rendite von 9,74 % pro Jahr erwirtschaftet. Bereits Ende 2015 kamen Investoren in die Gewinnzone. Mitte 2016 hätten Investoren bei einem Verkauf sogar eine Rendite von knapp 25 % pro Jahr erzielt.

Fazit

Krisen sind schmerzhaft und schwierig. Sie sind jedoch ein unabwendbarer Bestandteil im Leben eines Investors. Auch diese Krise geht vorüber. Die Menschheit hat bereits viele andere, größere Probleme gemeistert. Wir leben in einer High Tech Welt. Fliegen zum Mond, erfinden Medikamente für Krankheiten, an den man früher gestorben ist. Die Lebenserwartung steigt von Jahr zu Jahr. Da wäre es doch gelacht, wenn wir Corona nicht in den Griff bekommen würden. Doch was der Mensch überhaupt nicht mag, ist Ungewissheit. Diese wird wahrscheinlich noch eine gewisse Zeit anhalten. Doch Vorsicht, früher oder später, wird die breite Masse verstehen, dass es keine Zinsen mehr gibt und dann werden die Kurse wieder ganz wo anders stehen!

Wie Sie von Krisen profitieren können, haben wir Ihnen ausführlich beschrieben. Kommen Sie bei Fragen bitte auf uns zu. Wir nehmen wir uns gerne Zeit für Sie.